Gräber stellen eine der wichtigsten Quellengattungen für die Geschichte Südbayerns während der letzten fünf Jahrhunderte vor Christi Geburt dar. In dieser Zeit erstreckte sich die sogenannte Latènekultur, die in ihrem Kern mit keltischen Bevölkerungsgruppen in Verbindung gebracht wird, über weite Teile Europas.
In der Region zwischen Donau und Alpen trafen sich Einflüsse und auch Personen aus allen Himmelsrichtungen. In ihren wiederentdeckten Bestattungen treten wir diesen Menschen unmittelbar gegenüber. Ihre Gräber gewähren Einblicke in religiöse und soziale Normen, Selbstdarstellung und Identität, Lebensumstände und Sachkultur, Fernbeziehungen und Mobilität in einer bewegten Epoche. Aber auch individuelle Schicksale werden unter Einbeziehung anthropologischer Analysen nach über 2000 Jahren wieder erfahrbar.
Dabei war der Umgang mit den sterblichen Überresten in der Latènekultur durchaus komplex. Nicht nur wandelten sich die Bestattungssitten im Laufe der Jahrhunderte, auch erhielt bei Weitem nicht jeder ein reguläres Grab nach unserem modernen Verständnis. Menschliche Überreste in Siedlungen und Heiligtümern zeugen von diesen anderen Arten der Totenbehandlung, die auch das Ausstellen und Zerstückeln der Leichname beinhalteten. Die dem zugrunde liegenden vielschichtigen religiösen, sozialen wie auch rechtlichen Regeln und Vorstellungen sind für uns heute nur noch in Ansätzen greifbar, denn die Menschen der Latènekultur selbst haben uns keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterlassen, während römische und griechische Autoren nur wenige stereotype Aspekte wie den keltischen Schädelkult behandeln.
Ausgehend von den Bestattungen und weiteren Zeugnissen des Totenbrauchtums beleuchtet Christiana Later in ihrem reich bebilderten Vortrag die unterschiedlichen Facetten der südbayerischen Latènekultur und bettet sie in einen paneuropäischen Kontext ein.
Die Dauerausstellung des kelten römer museums ist am 22. Januar 2025 bis zum Beginn des Vortrags geöffnet. Eine Anmeldung zur Veranstaltung ist nicht erforderlich.
Beginn: 18 Uhr
Referentin: Christiana Later M.A. (Archäologisches Büro Anzenberger & Leicht, Furth)