Die Vorbereitungen für das Keltenfest am 3. und 4. September am Hohen Dörnberg bei Zierenberg gehen in die heiße Phase. „Das Programm steht – wir werden für die Besucher eine interessante Mischung aus authentischer Keltenerfahrung und modernen Angeboten bieten“, informiert Kreispressesprecher Harald Kühlborn.
Landrat Uwe Schmidt wird das Keltenfest, das von der Kasseler Sparkasse finanzielle unterstützt wird, am 3. September um 10.00 Uhr eröffnen.
Beim ersten Keltenfest am Dörnberg werden sogenannte Reenactment-Gruppen – also Gruppen, die auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse das Leben und den Alltag vergangener Zeiten wieder aufleben lassen – teilnehmen, die auf die Zeit der Kelten von 800 vor Christus bis zur Zeitenwende spezialisiert sind. Dazu gehören der Förderverein für keltisch-eisenzeitliche Geschichte „Cernunnos Celtoi“ – mit Sitz in der „Alcimona“ (keltisch für Altmühltal). Er stellt einen Stamm der Vindeliker dar, der sich auch im mittelfränkischen Raum verbreitet hatte. Schwerpunkt sind hier Tracht, Schmuck und Bewaffnung aus dem 5. bis 1. Jahrhundert vor Christus, also der Mittel- und Spät-Latenezeit. Im authentischen Lagerleben kann man viele Aktivitäten hautnah erleben, wie zum Beispiel Brettchenweben, Nadelbinden, Wolle färben, Schnitzbank, Laternenbau oder Bogenschießen.
Als weitere Gruppe sind die Treveromagos an beiden Veranstaltungstagen vor Ort:
Abgeleitet vom keltischen Stamm der Treverer und eigentlich im Saarland beheima-tet, vermitteln und zeigen sie das keltische Handwerk der Latènezeit (480 – 50 v. Chr.).
Die dargestellten Themenbereiche in ihrem Keltendorf mit Feuerstelle reichen von (Gold) schmiede, Töpfern, Bogenbau über Textilarbeiten und Holz bis zur Verkösti-gung.
„Die Mischung aus authentischen und modernen Angeboten wird auch in der Platzierung deutlich – die keltischen Gruppen sind rechts der Straße zum Hohen Dörnberg gegenüber dem Naturparkzentrum angesiedelt, die anderen Stände und Präsentationen auf dem Gelände des Naturparkzentrums“, erläutert Kühlborn. Im Naturparkzentrum selbst gibt es weitere Informationen über das Leben der Kelten im Allgemeinen und in unserer Region.
„Es geht beim Keltenfest nicht nur ums Zuschauen, sondern auch ums Mitmachen“, betont Yvonne Prekop von der Agentur Kreatyv, die die Veranstaltung koordiniert. So bieten Kristian Marx und Iris Speck von der Schmiede Hemeln eine „wunderbare und urtümliche Erfahrung: Die Faszination des Feuers, glühendes Eisen und den „singenden“ Amboss“, so Prekop weiter. Kinder und interessierte Erwachsene seien herzlich eingeladen dieses jahrhundertealte Handwerk aus nächster Nähe kennenzulernen. Prekop: „Mitmachen ist angesagt – der Kreativität freien Lauf lassen, mit eigenen Händen tolle Dinge schaffen und gegen einen kleinen Obolus ein Erinnerungsstück mitnehmen“.
„Der Dörnberg war während der Eisenzeit besiedelt“, erläutert Annika Ludolph vom Zweckverband Naturpark Habichtswald. Darauf werde auch auf den Informationsta-felnd des Eco-Pfades Dörnberg eingegangen. Ludolph: „Ein Keltenfest ist eine per-fekte Gelegenheit, sich selbst einen Eindruck von der Zeit der Kelten zu machen“.
Zum Programm am ersten Septemberwochenende gehört auch noch die Keramik-herstellung wie in der Eisenzeit und Essens- und Getränkeangebote, die auch be-reits die Kelten zu schätzen wussten. „Die Kelten betrieben Ackerbau und bauten Spelzgerste, Dinkel, Emmer, Einkorn, Weizen und Hirse an, als Hülsenfrüchte waren Linsen, Erbsen und die Ackerbohne bekannt und als Gemüse Fenchel, Möhre und Lauch“, berichtet Kühlborn. Holunder, Walderdbeeren, Hagebutten, Ha-selnuss und Eicheln gehörten ebenso zum Speiseplan wie Rindfleisch. „Das Rind war das am weitesten verbreitete Haustier der Eisenzeit“, weiß Kühlborn.
Auch Schweine wurden als Nutztiere gehalten – auch Schafe wurden zur Fleischerzeugung gehalten. Im Gegensatz zu heute und zur vermeintlichen keltisch-gallischen Tradition aus den Asterix-Comics wurde das Fleisch jedoch gekocht und nicht gebraten und Wildtiere spielten nur eine untergeordnete Rolle in der Ernährung.
Die Kelten tranken Met und kannten auch Bier – beides ist auch beim Keltenfest am Dörnberg geplant. „Da wir nicht davon ausgehen können, dass alle unsere Besucher sich keltisch korrekt ernähren wollen, bieten wir natürlich auch moderne Verzehrangebote und Getränke an“, ergänzt Ludolph.
Für die Durchführung des Keltenfestes setzen Landkreis Kassel und Naturpark Ha-bichtswald auf die Kompetenz der Veranstaltungsagentur „Kreatyv“ aus Kaufungen, die bereits beim der Erinnerung an die Schlacht bei Wilhelmsthal und dem Wohltätigkeitskonzert des Heeresmusikkorps Kassel 2012 für die richtige Atmosphä-re gesorgt hatte. „Wir werden eine tolle Keltenkulisse für alle Besucher von Groß bis Klein aufleben lassen und für spannende Abwechslung auf dem wunderbaren Dörnberg sorgen“, erläutert Agenturchefin Prekop.
Auch für eine möglichst stressfreie Anfahrt ist gesorgt. „Ab Bahnhof Zierenberg fährt die Buslinie 117 zum Naturparkzentrum an den beiden Veranstaltungstagen vor Beginn der Veranstaltung um 10.00 Uhr bis nach Veranstaltungsende um 18.00 Uhr ausnahmsweise im Halbstunden-Rhythmus“, informiert Pressesprecher Kühlborn. Außerdem stehen ausreichend Parkplätze am Rand der Stichstraße zum Dörnberg zur Verfügung. Kühlborn: „Mit einem kleinen Spaziergang ist man dann mitten in der keltischen Welt“. Für Navigationsgeräte empfehlen die Veranstalter die Adresse „Auf dem Dörnberg 13 in Zierenberg einzugeben – das Naturparkzentrum ist ab Calden, Habichtswald und Zierenberg ausgeschildert.
Wer den Besuch mit einer kleinen Wanderung verbinden will, kann auch vom Bahnhof Calden-Fürstenwald den markierten Wanderweg zum Naturparkzentrum nutzen.
Hintergrund:
Die Bewohner der Landschaften nördlich der Alpen wurden von den antiken griechischen Autoren als Keltoi oder Celtae, von den Römern als Galli bezeichnet. Die keltische Kultur hat sich während der frühen Eisenzeit (8. – 6. Jahrhundert v. Chr.) in Mitteleuropa entwickelt.
Sicherlich waren die Kelten nie ein zusammengehöriges Volk als solches. Kulturelle Übereinstimmungen und sprachliche Verwandtschaft lassen allerdings Gemeinsamkeiten zwischen Südengland, Nordspanien und Frankreich bis nach Ungarn, Slowenien und Oberitalien erkennen. Im Zuge der keltischen Wanderungen gelangten einzelne keltische Gruppen bis nach Kleinasien (Galater), Delphi und eroberten einmal sogar Rom. Nachbarn der Kelten waren die Etrusker, Skythen, Griechen, Thraker, Germanen und Römer.
Die Epoche der Kelten wird in Mitteleuropa mit der vorrömischen Eisenzeit gleichge-setzt. Seit der Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr. gewinnt das Eisen als neuer Werk-stoff immer mehr an Bedeutung gegenüber der Bronze.
Gleichzeitig entwickelt sich auch eine frühe Ausprägung der keltischen Kultur, die nach einem berühmten Fundort im Salzkammergut als Hallstattkultur bezeichnet wird. Erste Machtzentren, die so genannten Fürstensitze, entstehen im Laufe der frühen Eisenzeit.
Die klassische Keltenzeit, die von der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. bis an den Beginn der römischen Epoche dauert, wird in der Forschung Latènezeit genannt.
La Tène ist ein Fundort am Neuenburger See in der Westschweiz, wo im 19. Jahr-hundert zahlreiche keltische Funde gemacht wurden. Typische Siedlungsformen der jüngeren Eisenzeit sind die oppida, also stadtartige befestigte Großsiedlungen, und die Viereckschanzen, befestigte ländliche Gehöfte.
Der Hohe Dörnberg gilt als „Ende der keltischen Welt“. Während auf der nur wenige Kilometer südlich gelegenen Altenburg bei Niedenstein konkrete Hinweise auf ein keltisches Oppidum gefunden wurden, lässt sich am Dörnberg bisher nur eine eisenzeitliche Besiedlung nachweisen, die die klassischen keltischen Kulturkennzeichen vermissen lässt. Nördlich des Dörnbergs gibt es auf jeden Fall bis auf eine Ausnahme in Ostercappeln bei Osnabrück keine Nachweise keltischen Lebens.