Vortrag: Militärdiplome für Rätien – Einblicke in eine römische Provinz

Mit welchen Mitteln integriert eine politische Macht eroberte Gebiete und vor allem die dort lebende Bevölkerung so in seine Herrschaftsstruktur, dass sich die unterworfenen Menschen im Laufe der Zeit als Teil dieses Machtsystems sehen und damit die Kaiser, denen sie unterworfen sind, nicht mehr bedrohen? Das Imperium Romanum ist ein Beispiel, wie eine solche Integration ins Werk gesetzt wurde und über Jahrhunderte hinweg das Reich stabilisierte.

Der spannende Vortrag von Werner Eck erläutert dies exemplarisch an der Provinz Rätien, die sich über Gebiete im heutigen Bayern, in Baden-Württemberg, Österreich und der Schweiz erstreckte. Im Fokus stehen dabei vor allem sogenannte Militärdiplome, die unter anderem in Rätien selbst gefunden wurden. Mit diesen Dokumenten verliehen die römischen Kaiser das Bürgerrecht nach 25-jährigem Militärdienst an Soldaten, die aus den verschiedensten Völkern und Stämmen des Reiches stammten. Die Diplome lassen erkennen, woher die Soldaten kamen, wen sie heirateten und wohin sie nach ihrer Entlassung gingen. Die Dokumente geben auch Einblicke in die politisch-militärische Administration der römischen Provinz, etwa durch Nennung des amtierenden Statthalters oder Auflistung der vor Ort stationierten Truppen.

Jedes Jahr wurden viele Tausende solcher Militärdiplome hergestellt, die anschließend in alle Provinzen gingen, nach Rätien wie auch in andere Regionen des Imperiums – vom Osten der heutigen Türkei bis nach Spanien und von Britannien bis Oberägypten. Gerade aus diesen Zeugnissen lässt sich erkennen, mit welchen Mitteln Rom politisch die Integration gefördert hat: Aus Soldaten fremder Völker machten die Diplome cives Romani, also römische Bürger.

Referent: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Werner Eck (Universität zu Köln)

Beginn: 18.00 Uhr


Die neue Sonderausstellung »Antike in Bayern« ist am 14.06.2023 bis zum Beginn des Vortrages geöffnet. Eine Anmeldung zur Veranstaltung ist nicht erforderlich.