Kaum ein anderes Volk ist so von Legenden umwoben wie die Kelten. Dabei wissen wir eigentlich sehr wenig über sie. Beim Keltenfest am 19. März 2023 präsentiert das Naturhistorische Museum Wissenswertes zur Lebensweise unserer Vorfahren.
Zuerst einmal müssen wir uns von der Vorstellung lösen, dass es sich bei den Kelten um ein einzelnes Volk handelte. Historiker gehen heute davon aus, dass sich hinter „den Kelten“ eigentlich viele Völker oder Stämme verbergen. Sie schließen aber auch nicht aus, dass es sich lediglich um eine Sprachgemeinschaft handelte, die sonst nichts gemein hatte. Vielleicht warfen die antiken Gelehrten, die über die Menschen im Westen Europas schrieben, auch einfach alle Fremden in einen Topf und nannten sie Kelten. Im 6. Jahrhundert vor Christi jedenfalls tauchten die Begriffe „Keltoi“, „Keltai“ und „Celtae“ zum ersten Mal in der antiken griechischen Literatur auf. Gemeint war damals ein Stamm, der in der Nähe der heute französischen Hafenstadt Marseille lebte.
Vieles aus dem Leben der vorgeschichtlichen Kulturen dieser „Kelten“, die keine Schrift hatten, ist noch unbekannt, Ausgrabungsfunde sind oft wenig aussagekräftig. Deshalb versucht die rekonstruierende Archäologie, sich der Lebensweise und der Handwerkstechniken der vorgeschichtlichen Menschen ganz praktisch anzunähern. Archäologen ahmen Handwerks- und Bautechniken oder auch die Ernährung der vorgeschichtlichen Menschen nach und überprüfen dabei wissenschaftliche Thesen. Die Abteilung für Vorgeschichte der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der rekonstruierenden Archäologie und macht damit die Vorgeschichte für interessierte Laien greifbar. Aus ihrer „Produktion“ stammen zahlreiche
lebensnahe Rekonstruktionen im Naturhistorischen Museum Nürnberg, darunter ein Wagen und die Kleidung, Schmuck und Bewaffnung der ausgestellten Figuren . Das jährlich in Landersdorf veranstaltete Keltenfest ist zu einem festen Bezugspunkt vieler Teams der rekonstruierenden Archäologie aus dem In- und Ausland geworden.
Auch beim Museumsfest werden fachkundige Darsteller demonstrieren, wie die Menschen der Steinund Bronzezeit und der Kelten lebten. Bei verschiedenen Aktionen präsentieren sie handwerkliche Techniken. Auch für entsprechende „zeitgemäße“ Ernährung ist gesorgt. Viele Zutaten, die uns noch heute geläufig sind oder die gerade wiederentdeckt werden, haben schon die Kelten genutzt. Ausgrabungsbefunde belegen Backwaren und zum Beispiel Eintöpfe, deren Reste sich in vorzeitlichen Bergwerken fanden. Aus Zutaten lassen sich, natürlich auf den heutigen Geschmack abgestimmt, leckere Gerichte zubereiten. Diese dürfen die Besucher des Museumsfestes gern probieren! Ein umfangreiches Mitmach-Programm bringt zudem Kindern die Vorgeschichte näher: Wie sah keltischer Schmuck aus? Wie trugen die Menschen bronzezeitliche Amulette? Wie wurde Mehl gemahlen? Das können Mädchen und Buben gleich ausprobieren. Und wer will, unternimmt eine Museumsrätselreise in die Vergangenheit oder versucht sich an der Herstellung vorgeschichtlicher Gegenstände.
Weitere Informationen finden Sie hier
Bilder: Naturhistorisches Museum Nürnberg
Bild 2: Neupert