»Quinctilius Varus, gib mir meine Legionen wieder!« Diese berühmten Worte soll Kaiser Augustus verzweifelt ausgerufen haben, als ihn die Botschaft vom furchtbaren Untergang des Feldherrn Publius Quinctilius Varus erreichte. Doch was hatte sich im Jahr 9 n. Chr. in den rauen Gefilden Germaniens wirklich abgespielt? Und vor allem: Wo genau?
Schenken wir dem eingangs zitierten Geschichtsschreiber Sueton Glauben, hatte Augustus tatsächlich genug Gründe zur Verzweiflung: Drei römische Legionen waren samt Hilfstruppen und Versorgungstross von germanischen Kriegern vollständig aufgerieben worden. Der Befehlshaber Varus hatte sich in sein eigenes Schwert gestürzt. Die Varusschlacht – auch bekannt als Schlacht im Teutoburger Wald – bildete ein traumatisches Ereignis, mit dem der ehrgeizige Traum von einem »Imperium ohne Grenzen« vorerst geplatzt war.
Mittlerweile haben sich knapp 700 verschiedene Theorien zur Lokalisierung der Varusschlacht entwickelt. Verstärkt in den Fokus von Wissenschaft und Öffentlichkeit rückte das niedersächsische Kalkriese. Dort wird seit mehr als 30 Jahren archäologisch geforscht, mehr als 7.000 römische Funde sind bislang ans Tageslicht getreten. Ist Kalkriese ein Ort der historischen Varusschlacht?
Vieles spricht dafür, doch Zweifel an dieser Deutung stehen weiterhin im Raum. Zwei historische Ereignisse für den Fundniederschlag vor Ort werden diskutiert: War es die Varusschlacht von 9 n. Chr. oder die Schlacht an den Langen Brücken im Jahr 15 n. Chr.? Weder die Archäologie noch die Geschichtswissenschaft erlauben bislang eindeutige Aussagen.
Referent Dr. Stefan Burmeister stellt die grundlegenden Probleme bei der historischen Interpretation des Fundplatzes dar und gewährt Einblicke in die archäologischen Forschungen in Kalkriese. Die jüngsten Ergebnisse geben Anlass, den Fundplatz neu zu denken. Die Untersuchungen bleiben somit work in progress, woran die Zuhörerinnen und Zuhörer für einen Abend teilhaben können.
Die kostenfreie Veranstaltung gehört zum Rahmenprogramm der aktuellen Erlebnisausstellung „Im Dienste Roms – Legionen und Hilfstruppen“, die am 11. Mai 2022 bis zum Beginn des Vortrages von Herrn Burmeister geöffnet ist. Eine Anmeldung zum Vortrag ist nach aktuellem Stand nicht erforderlich.
Beginn: 18.00 Uhr
Vorschau:
Mittwoch, 22.06.2022, 18:00 Uhr
Dr. des. Markus Strathaus M.A. (kelten römer museum manching)
Der Esel im Schneckenhaus – Magische Mischwesen auf römischen Gemmen
Mittwoch, 13.07.2022, 18:00 Uhr
Dr. Hubert Fehr (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Thierhaupten)
Stadtplanung im keltischen Oppidum? Ergebnisse der Ausgrabung Manching-Logistikzentrum 2018
Mittwoch, 21.09.2022, 18:00 Uhr
Michael Seiler M.A. (ACS Archäologie Cichy & Seiler, Alfeld)
Britta Kopecky-Hermanns, Dipl.-Geogr. (Büro für Bodenkunde und Geoarchäologie, Aystetten)
Im Westen was Neues – Aktuelle Ausgrabungen an der keltischen Stadtmauer von Manching
Mittwoch, 12.10.2022, 18:00 Uhr
Dr. Werner Zanier (Bayerische Akademie der Wissenschaften, München)
Römische Soldaten im Hochgebirge – Das augusteische Zeltlager auf dem Septimerpass (Schweiz)
Vortrag zur neuen Sonderausstellung „Im Dienste Roms – Legionen und Hilfstruppen“ (bis 06.11.2022)
Mittwoch, 16.11.2022, 18:00 Uhr
Dr. Walter Irlinger (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München)
Palisade, Wall und Graben – Herrenhöfe und Viereckschanzen der Eisenzeit in Bayern
Mittwoch, 14.12.2022, 18:00 Uhr
Dr. des. Katinka Sewing M.A. (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg)
Grotten, Treppen, Staubwunder – Eine Pilgerreise in das spätantike Ephesos